Der Main-Verlag und der Legionarion-Verlag, bei dem mein Fantasy-Manuskript angenommen wurde, haben zum Verlagstreffen ins Wendland geladen.
An erster Stelle muss ich ein paar Worte über die traumhafte Location verlieren. Das Treffen mit Seminarcharakter fand im
Bio-Hotel Kenners Landlust statt. Der alte Fachwerk-Hof, am Hauptgebäude prangt die Jahreszahl 1839, liegt völlig einsam zwischen Kiefernwäldern und üppigen Wiesen. Seinem Charme bin ich sofort verfallen. Gleich vorm Eingang begrüßt mich der Wolf, der als Titelbild herhalten darf, denn hier sind wir im Wolfsland. Damit kann an diesem Wochenende nichts schief gehen.
Nach der langen Autofahrt gönne ich mir noch einen Waldspaziergang, lauschen dem Vogelkonzert und erfreue mich an der Kraft, mit der der Frühling die Natur belebt (die Heidelbeerernte wird gut!). Dann wird's ernst: Ich lerne die anderen kennen.
Auch ich bin tatsächlich aufgeregt, wenn ich das erste Mal auf neue Menschen treffe, auch wenn ich es liebe, Leute kennenzulernen und - zumindest nach außen hin wenig Scheu habe. Mit klopfenden Herzen begebe ich mich also in die Teeküche, die für die nächsten Tage unser Domizil sein wird.
Die erste, die ich sehe, ist Rhya Wulf, Autorin mit Hang zur keltischen Mythologie und frischgebackene Verlagschefin von Legionarion. Mit ihr hab ich schon so viel auf Facebook geschrieben, dass sie sich wie eine Bekannte anfühlt, und jetzt sitzt sie tatsächlich dort am schweren Holztisch. Ich überfalle sie regelrecht und die Freude des persönlichen Kennenlernens spiegelt sich auch in ihrem Gesicht.
Der zweite, den ich zumindest virtuell kenne, ist Wolfram Alster, Vorsitzender des Förderkreises Literatur e.V. und Verlagsleiter des Main-Verlags, und treibende Kraft hinter all dem, was diese Verlagsgruppe auf die Beine stellt.
Und dann sitzt dort noch ein drittes bekanntes Gesicht: Thomas Bäumler, der tatsächlich einen Krimi geschrieben, der neben dem Stiftland in der Oberpfalz auf Kreta spielt. Unglaublich, dass er ausgerechnet auf dieser, meiner Lieblingsinsel zum Schreiben gekommen ist
Auch die anderen sind rasch kennengelernt:
Mimi Guth, Verlagsleiterin von Polygon Noir, einem Verlag für LGBTQ-Jugenbücher, und ihren Autor Bernd Schöneck. Die Autorinnen Corva Rubin, Ann A. Kalliope. Karin, die Frau, die im Hintergrund der Verlagsgruppe alles zusammenhält, und Kathi Seefeld, die die Autoren betreut. Zum Essen erscheint noch Tine Wittler und - Schande über mich - verbringe ich den gesamten Abend damit, zu grübeln, woher mir Name und Gesicht etwas sagen, bis spät abends im Bett endlich der Groschen fällt: DIE Tine Wittler, die viele Jahre lang im Fernsehen bei RTL in der der Sendung "Einsatz in vier Wänden" zu sehen war. Wegen des späten Groschens und weil sie nur an diesem Abend Zeit hat, gibt's nicht mal ein Selfie. Anderntags wird noch Gepo Lynx zu uns stoßen. Der Kennenlernabend verläuft gelöst und lustig, es menschelt, und mich erfreut, dass es anderntags um 9:30 Uhr mit dem Frühstück weitergeht. Das ist mal eine Zeit, mit der ich als bekennende Eule etwas anfangen kann.
Samstag erzählt Wolfram einiges aus dem Verlagsalltag und beleuchtet auch das Thema Lesungen. Erfreut stelle ich fest, dass ich bislang alles richtig gemacht habe. Die unterhaltsamen Geschichten aus dem Leben eines Verlegers vertiefen deutlich mein Verständnis für die Buchbranche und den Markt. Nach einer Mittagspause und einem ausgiebigen gemeinsamen Spaziergang im Duft der Traubenkirsche gibt uns Karin den rechtlichen Background. Dazu dürfen wir sie mit Fragen löchern.
Den Abend beschließt eine Lesung am Kamin, den ich als passionierte Feuerhexe natürlich befeuere und damit das Kaminzimmer für alle anderen viel zu warm gestalte. Meine Wohlfühltemperatur war übrigens noch nicht erreicht, obwohl ich wie eine Katze unmittelbar am Ofen gesessen habe.
Die Lesung ist meine Kirsche auf dem Eisbecher dieses Seminars für Autoren. Rhya liest aus einer Kurzgeschichte um ihren Zauberer und sie weiß, was ein Cliffhanger ist, denn das Ende erfahren wir nicht. Thomas stellt seinen neuesten Krimi vor und ich lerne einiges über Zoigl-Bier. Die dritte Leserin ist unsere Wirtin, Barbara Kenner, die eine poetische, wunderbare Geschichte vorträgt, die uns alle tief berührt.
Danach versacke ich bis weit nach Mitternacht mit Ann bei tiefgründigen Gesprächen, während die anderen mit Wolfram Ginvorräte vernichten.
Dann ist es plötzlich Sonntag und der Blues setzt ein. Wolfram liefert noch ein bisschen Input, noch ein paar Fotos, viele Umarmungen ehe wir uns in alle Winde zerstreuen.
Mein Fazit: Ein unglaublich interessantes und bereicherndes Wochenende, das in Herz und Hirn bleiben wird.